Es soll ja Lehrer*innen geben, die schon von klein auf wissen, dass sie später mal Lehrer*innen werden wollen und einen ganz geradlinigen beruflichen Weg gehen. Bei mir war das etwas anders...
In der Oberstufe habe ich davon geträumt, Grafik/Design zu studieren. Leider ist daraus nie etwas geworden. Zu dieser Zeit musste man nämlich eine Mappe mit eigenen "Kunstwerken" einreichen, um einen Studienplatz zu bekommen (Ist das heute eigentlich auch noch so?). Und das habe ich mir nicht zugetraut, weil ich mich nie für künstlerisch besonders begabt gehalten habe. Ganz schön blöd!
Statt dessen habe ich mich dann für etwas weniger Künstlerisches und viel "Handfesteres" entschieden: Ich habe eine Ausbildung zur Tischlerin gemacht mit der Idee, anschließend Innenarchitektur zu studieren. Meine kreative Ader pulsierte also noch. Mein Selbstbewusstsein allerdings nicht so sehr. Daran ist dann auch meine Karriere als Innenarchitektin gescheitert. Denn auch dafür hätte ich eine Mappe einreichen müssen...
Ein Berufsschullehrer von mir hat mir dann vorgeschlagen, Berufsschullehramt zu studieren. Und da ich keine bessere Idee hatte, habe ich mich für einen Studienplatz beworben und ihn auch bekommen. Ganz ohne Mappe...;-)
Ich zog also von meinem Dorf nach Hamburg (für mich immer noch die schönste Stadt der Welt...) und hatte eine ganz wunderbare Studienzeit. Aufgewacht bin ich erst, nachdem ich mein Staatsexamen bestanden hatte und auf einmal Lehrerin werden sollte. Das klingt jetzt vielleicht etwas merkwürdig. Natürlich wusste ich die ganze Zeit, dass ich Lehramt studiere. Aber irgendwie habe ich das während des Studiums erfolgreich verdrängt...;-)
Während meines Referendariats und auch noch in den ersten anschließenden Berufsjahren habe ich mit meiner Berufswahlentscheidung ziemlich gehadert. Mein Job war aber auch wirklich nicht leicht. Ich war an 3 verschiedenen Standorten in 3 verschiedenen Bildungsgängen eingeteilt, hatte keine Schul-"Homebase" und fühlte mich ziemlich verloren. Außerdem bin ich schon immer eine Kritikerin unseres Schulsystems gewesen (Stichwort: Defizitorientierung) und habe mich sehr schwer damit getan.
Anfang 2000 habe ich mich dann von meiner Tätigkeit als Lehrerin beurlauben lassen und bin für 3 Jahre ins Ausland gegangen. Ich habe an einer Schule in Santo Domingo (Hauptstadt der Dominikanischen Republik) gearbeitet und dabei erfahren, wie Schule und Bildung in weniger privilegierten Teilen der Welt funktionieren bzw. nicht funktionieren. Und was soll ich euch sagen: ich habe das deutsche Schulsystem zwar nicht schätzen, aber immerhin respektieren gelernt und meine Haltung als Lehrerin hat sich verändert.
Inzwischen bin ich fein mit meinem Beruf und ich glaube, ich bin gar keine schlechte Lehrerin ...;-)
Ich arbeite an einer tollen Schule, mit einem besonderen Konzept und großartigen Kolleg*innen. Seit vielen Jahren bin ich jetzt in der Ausbildungsvorbereitung tätig. Das ist ein Bildungsgang für Jugendliche, die nach der allgemeinbildenden Schule aus den verschiedensten Gründen keinen Anschluss gefunden haben. Auch kein leichter Job, da man als Lehrkraft vielen Problemen der Jugendlichen hilflos gegenübersteht. Da braucht man ein dickes Fell und einen guten Ausgleich. Für mich war das immer der Sport - Volleyball, um genau zu sein, zeitweise 3-4 x pro Woche.
Irgendwann musste ich meine Volleyball-Schuhe dann aber aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängen und hatte ein riesiges Problem: Mir fehlte der Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag. Und so kam es dann, dass ich mich mehr und mehr mit Sketchnotes und Visualisierung beschäftigt habe. Beim Zeichnen kann man nämlich alles vergessen und wunderbar abschalten.
Inzwischen gehört die Visualisierung von Inhalten und Arbeitsergebnissen, die Gestaltung von Materialien und die Durchführung von Workshops zu meinem Aufgabenbereich. Für mich fühlt es sich so an, als hätte ich meine kreative Ader wiederbelebt. Ihr wisst schon: Die von damals in der Oberstufe. Das fühlt sich sehr gut an. So als hätte sich jetzt ein Kreis geschlossen und so als ob ich jetzt endlich dort angekommen wäre, wo ich eigentlich hinwollte.
In meinem gestandenen Alter habe ich einen Kurs zum Thema Social Media besucht, mir bei Instagram und Facebook jeweils einen Account eingerichtet und mich mit gleichgesinnten kreativen Menschen vernetzt. Ich habe zahlreiche Workshops rund um die Themen Visuelles Denken, Digital Zeichnen, Graphic Recordings, Design Thinking, Gestaltung von Online-Seminaren usw. usw. mitgemacht. Und ich habe gerade ein Buch geschrieben. Zum Thema Visualisierung für Lehrkräfte natürlich.
In meinem Kopf sind noch viele kreative Ideen, die ich gerne umsetzen möchte. Ich bin gespannt, wohin meine Reise mich als nächstes führen wird...
Möchtest du auch visualisieren lernen? Dann informiere dich hier über meine Workshops!
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