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Sketchnotes in der Schule - Wieso, Weshalb, Warum...

Sketchnotes in der Schule - Wieso, Weshalb, Warum...

Wer mich kennt, weiß, dass ich eine glühende Verfechterin von visuellem Lernen bin. Das bedeutet für mich nicht nur, dass die Lehrkräfte die Unterrichtsinhalte möglichst anschaulich für die Lernenden visualisieren sollten, sondern dass die Schüler:innen möglichst auch selber lernen sollten, visuelle Notizen in Form von Sketchnotes anzufertigen.

 

Warum ist mir das so wichtig? Was sind eigentlich Sketchnotes und warum ist es eine gute Idee, diese Technik den Schüler:innen zu vermitteln? Darauf möchte ich in diesem Artikel eingehen. Entschuldigt bitte den vielen Text und die wenigen Bilder. Das ist eigentlich gar nicht meine Art. Aber da ich gerade die rechte Hand in Gips habe, muss es mal ohne Bilder gehen...;)

Was sind eigentlich "Sketchnotes"?

 

Sketchnotes sind handschriftliche Notizen, die aus einer Kombination aus Textblöcken, einfachen gezeichneten Symbolen und strukturgebenden grafischen Elementen bestehen. Sie wurden von dem Amerikaner Mike Rohde erfunden, der diese Technik während seines Studiums als Alternative zu konventionellen, rein textbasierten Notizen entwickelt hat. „Erfunden“ ist hier genau genommen nicht der richtige Begriff, denn schon lange vor Rohde hat es Menschen gegeben, die ihre schriftlichen Notizen mit visuellen Elementen angereichert haben. Doch da Rohde den Begriff Sketchnotes geprägt, diese Technik systematisiert und 2012 mit dem Erscheinen seines ersten Buches „The Sketchnote Handbook“ einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, wird er gerne als der „Erfinder“ von Sketchnotes und Gründervater der Sketchnote-Community angesehen.

Warum helfen Sketchnotes beim Lernen?

 

Es gibt nicht „die eine“ Erklärung, warum Sketchnotes so gut funktionieren. Hinweise dazu kommen aus verschiedenen Richtungen. Hier nur ein paar ausgewählte Argumente:

  • Wir Menschen sind visuelle Wesen. Rund 80 % der Informationen, die im Gehirn ankommen, werden über den visuellen Sinn geliefert.
  • Das menschliche Gehirn besteht aus 2 Gehirnhälften, die für unterschiedliche Aufgaben zuständig sind. Die rechte Gehirnhälfte ist u.a. für das Erkennen und Verarbeiten von Bildern verantwortlich. Die linke Gehirnhälfte ist u.a. für Sprache zuständig. Die beiden Hälften sind nicht komplett voneinander getrennt, sondern durch eine Vielzahl von Nervenzellen miteinander verbunden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Gehirn besonders leistungsfähig ist, wenn beide Hälften gleichzeitig aktiv sind. Genau das passiert beim Sketchnoten, da durch die Verknüpfung von Text und Symbolen gleichzeitig beide Gehirnhälften angesprochen werden. Deshalb kann sich das Gehirn Begriffe, die es gleichzeitig verbal und visuell verarbeitet, besser merken (Dual-Coding-Theory von Alan Paivio). 
  • Eine wissenschaftliche Studie mit dem beeindruckenden Namen „The Powerful Influence of Drawing on Memory“ hat außerdem nachgewiesen, dass man sich Begriffe, die man gezeichnet hat, besser merken kann als Begriffe, die man z.B. aufgeschrieben hat. Die Forschenden führen diesen Effekt darauf zurück, dass der Prozess des Zeichnens sowohl eine visuelle, als auch eine motorische Komponente vereint. Außerdem muss man sich kognitiv aktiv mit einem Begriff auseinandersetzen, um ihn in ein Bild zu übersetzen. Ihr könnt dazu mit den Schüler:innen ein kleines Experiment durchführen, das an diese Studie angelehnt ist. Die Anleitung dazu findet ihr in dem unten beschriebenen Materialpaket.

Welche positiven Effekte haben Sketchnotes für das Lernen?

Sketchnotes bewirken nicht nur, dass man sich Inhalte und Zusammenhänge besser merken kann, sondern sie können auch dazu beitragen, den Unterrichtsstoff besser zu verstehen. Sie geben den Unterrichtsinhalten eine visuelle Struktur und helfen dabei, sich einen Überblick über ein Thema zu verschaffen. Bei kreativen Denkprozessen (z.B. Brainstorming, Problemlösendes Denken) sind Sketchnotes hilfreich, da Bilder in weit höherem Maße als Worte Assoziationen auslösen. In Notizen, die man sich in Form von Sketchnotes gemacht hat, findet man sich auch im Nachhinein schnell zurecht. Außerdem machen Sketchnotes Spaß.

Was genau kann man mit Sketchnotes in der Schule machen?

Die Einsatzmöglichkeiten von Sketchnotes in der Schule sind vielfältig und hängen letztendlich natürlich von der Klassenstufe und dem jeweiligen Fach ab. Nachfolgend einige allgemeine Ideen: 

  • Sketchnotes eignen sich für jede Art von Notizen (z.B. während des Unterrichts oder beim Lernen zuhause).
  • Lernende können Sketchnotes einsetzen, um Texte zusammenzufassen bzw. sich die wichtigsten Kerngedanken eines Textes aufzuzeichnen. Schon während der Lektüre kann man sich kleine Symbole an den Rand zeichnen oder im Nachgang den Text visuell zusammenfassen (das ist übrigens nicht nur im Deutschunterricht, sondern in allen Fächern nützlich).
  • Bei der Lektüre eines längeren Textes oder eines Buches kann man die Merkmale und die Eigenschaften der Hauptperson(en) mit Sketchnotes veranschaulichen. Auch das Beziehungsgeflecht zwischen den beteiligten Personen lässt sich mit Sketchnotes darstellen.
  • Vokabeln oder Fachbegriffe lassen sich mit Sketchnotes leichter lernen. Das lässt sich sicherlich nicht für jedes neue Wort realisieren, lohnt sich aber besonders bei den Wörtern, die nicht so leicht im Gedächtnis bleiben wollen.
  • Mit Sketchnotes kann man sich Lernlandkarten erstellen. Sie dienen dazu, sich einen Überblick über ein Thema zu verschaffen und helfen z.B. bei der Vorbereitung von Klassenarbeiten und Prüfungen.
  • Bei der Vorbereitung von Präsentationen, Referaten o.ä. können Sketchnotes helfen, da man mit ihnen Struktur in seine Gedanken bringen und ein inhaltliches Grundgerüst für ein Thema erarbeiten kann.
  • Auch bei der Präsentation eines Referates o.ä. sind Sketchnotes hilfreich. Man kann mit ihnen z.B. Plakate oder digitale Präsentationen vorbereiten. Diese dienen gleichzeitig als Anschauungsmaterial für die Zuhörenden und als Spickzettel für die Vortragenden.
Wer sketchnoten kann, ist klar im Vorteil!

Wie kann man Sketchnotes vermitteln?

Wenn ihr euren Schüler:innen Sketchnotes vermitteln möchtet, aber nicht so recht wisst, wie ihr da rangehen sollt, dann ist vielleicht mein Buch "Sketchnotes als Lerntechnik" für euch interessant.

 

Es enthält 46 Arbeitsblätter, mit denen ihr den Einstieg in Sketchnotes spielend meistert. Außerdem gibt es natürlich Hintergrundinformationen zum Thema Sketchnotes in der Schule und jede menge methodische Tipps, wie ihr die Arbeitsblätter im Unterricht einsetzen könnt.

 

Eine nähere Buchbeschreibung findet ihr hier.


Und wenn ihr lernen möchtet, wie man als Lehrkraft Sketchnotes einsetzen kann, um die Unterrichtsinhalte für die Schüler:innen möglichst anschaulich zu visualisieren, kann ich euch ein tolles Buch empfehlen  ;-)

 

Hier findet ihr weitere Infos zum Buch und einen Einblick in das Inhaltsverzeichnis.

 

Falls ihr lieber praktisch und gemeinsam mit anderen lernt, dann ist vielleicht ein Visualisierungs-Workshop für euch interessant...